Ein tiefer Riss geht durch die bundesdeutsche Gesellschaft. Vertreter unterschiedlicher Parteien, religiöser Gemeinschaften, außerparlamentarischer Gruppen und ideologischer Ausrichtungen stehen sich schier unversöhnlich im gesellschaftlichen Diskurs gegenüber.

Unserer Auffassung nach liegen diesem Zerwürfnis zwei sich einander ausschließende Menschenbilder zugrunde, deren Vertreter für ihre Auffassung von der menschlichen Natur und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen für unser Zusammenleben werben.

Gewaltige Wirkungsmacht hat derzeit der mit dem Rückenwind der 68’er Revolution propagierte Egalitarismus. Die allseits akzeptierte Gleichwertigkeit aller Menschen wird hier auf die Gleichwertigkeit ihrer Lebensmodelle ausgeweitet. Die schließt mit Ausnahme aller von ihnen undifferenziert als „rechts“ kategorisierten – vom Konservativen bis hin zum Nationalsozialisten – auch die Lebensauffassungen mit ein, deren strikte Reglementierung des Lebens im klaren Widerspruch zu der zugrunde gelegten Toleranz steht. Insbesondere ist hier der Islam als Kristallisationspunkt besagter Auseinandersetzung zu nennen.

Zur angestrebten Befreiung des Menschen von als Einschränkung empfundenen Denk- und Verhaltensweisen wird sich der Mittel des Dekonstruktivismus bedient. Alles kulturell Gewachsene wird in seiner Eigenschaft als Handlungsgrundlage des Menschen dadurch angefochten, dass seine historische Genese als antiquiert oder als willkürlich zum Machterhalt einer elitären Minderheit konstruiert diffamiert wird. Betroffen sind davon sind Begriffe, die Unliebsames in Worte kleiden, das Leben konstituierende Instanzen wie die Ehe, das Moral- und Sittenverständnis als Produkt eines Säkularisierungsprozesses, der im Christentum seinen Ausgang nahm und die Einordnung von Menschen zu gesellschaftlichen Gruppen – bis hin zum Bestreiten der Existenz von Völkern.

Bei der Realisierung der umrissenen Vorstellungen in Form einer kulturellen Revolution, die das alltägliche Denken eines jeden Bürgers umfasst, wird sich neben demokratischer Mittel auch denen der Gewalt in vielfältigen Erscheinungsformen bedient. Moralische Legitimation ziehen die Verfechter der umrissenen Auffassungen aus dem Ziehen von Parallelen zu Verbrechen der Zeitgeschichte sowie dem Anspruch, eine Utopie zu verwirklichen, die allen Menschen ein Leben ermögliche, wie sie es als lebenswert erachten.

Dem gegenüber steht die Auffassung des Menschen, dessen Prägung in einem Sozialisationsprozess ihren Ausgang nimmt. Im Zuge dessen internalisiert er kulturell geprägte Auffassungen und Verhaltensweisen. Dieser Prozess ist dahingehend wichtig, als dass er die Grundlage eines funktionierenden Zusammenlebens innerhalb einer Gemeinschaft schafft. Vom Handschlag zur Begrüßung bis hin zu ritualisierten Verhaltensweisen im Konfliktfall dienen derartige kulturelle Errungenschaften als Orientierung in allen möglichen Lebenslagen. Somit wird der Mensch mit seinen Vorfahren über tradierte Verhaltensweisen verbunden, die über Generationen hinweg ein konstruktives Miteinander ermöglichen.

Verbunden ist der Mensch über beschriebene Verhaltensweisen hinaus auch mit seiner geographischen Umgebung im Zusammenspiel mit kulturellen Errungenschaften und Geschichte, die als mentale Referenzpunkte und physische wie geistige Heimat dienen und aufgrund ihrer Einzigartigkeit für das Individuum nicht austauschbar sind.

Der Umstand, dass der Mensch mit der Geschichte seines Volkes in vielfältiger Weise verbunden ist, ist keineswegs mit einem Determinismus zu verwechseln, der als Imperativ sämtliche Lebensbereiche reglementiert und das Individuum entmündigt. Das kulturelle Geflecht aus zahllosen Aspekten einer Kultur ist das Produkt einer stetigen Entwicklung, nicht der Stagnation.

Mit Beginn der Epoche des Neuhumanismus und der Aufklärung setzte ein Emanzipationsprozess ein, der den mitteleuropäisch sozialisierten Menschen zunehmend dazu befähigte, sein Denken und Verhalten zu reflektieren und zu hinterfragen. Dies wurde nach den Erfahrungen mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts nach 1945 auch in Deutschland institutionalisiert und gepflegt. Dies hat sich als der gangbarste Weg bewährt, um die natürlichen Spannungen innerhalb einer Gesellschaft zu kommunizieren und nötige Kompromisse institutionell umzusetzen.

Darüber hinaus impliziert die herausragende Bedeutung einer Kultur für den Einzelnen keine chauvinistische Wertung unterschiedlicher Lebensmodelle auf objektiver Ebene.

Die Aktionsgruppe Nord-Ost bekennt sich zum zweiten der beschriebenen Menschenbilder und sieht den Zweck ihrer Aktivitäten darin, ihm in einer Zeit der Zuspitzung und Verrohung im demokratischen Diskurs Geltung zu schaffen. Wir bekennen uns zu den demokratischen Prinzipien, die als Grundlage unseres demokratischen Staates dienen und bedienen uns gewaltfreier und legaler Mittel, um unseren Auffassungen im außerparlamentarischen Raum Nachdruck verleihen. Ziel ist die Bewahrung unseres Volkes als solches sowie seiner Grundlagen, die es benötigt, um uns weiterhin ein lebenswertes Leben in innerem wie äußeren Frieden sowie materiellem Wohlstand zu ermöglichen.