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Ein relativ junges und neues Vorzeigeprojekt in Greifswald ist die sogenannte STRAZE (für „Stralsunder Straße Zehn/Elf“) in der Stralsunder Straße in Greifswald. Laut Eigenbeschreibung soll die STRAZE ein Ort sein, an dem transkulturelle Begegnungen möglich und globale Entwicklungen vor Ort gestaltbar werden – von Kultur- / Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu Demokratie, Menschenrechten, Antirassismus bis hin zu solidarischer Ökonomie. Die ersten Planungen für das Projekt beginnen schon im Jahre 2007, als ein Kauf durch den Pfadfinderbund Mecklenburg Vorpommern aber letztendlich scheitert. Die Beschreibung des Anliegens trifft es insgesamt sehr treffend: es wird gezielt nach Häusern in Greifswald gesucht, in denen die Idee eines gemeinschaftlichen Wohnens und Arbeitens umgesetzt werden kann. Ziel ist es ganz konkret, Perspektiven für Menschen zu schaffen, die gern in Greifswald bleiben möchten und hier in der Stadt etwas bewegen wollen. Damit beginnt ein jahrelanges Ringen um das Haus. 2008 wird ein Verein mit dem Namen „Kultur und Initiativenhaus Greifswald“ gegründet, der ein Konzept für die Sanierung und Nutzung des Hauses erstellt. Letztendlich dauert es bis zum Jahre 2014 bis der Verein, das Haus für 350.000 vom Petruswerk erwerben konnte, welchen das Grundstück nebst Haus gehörte. Nach dem Erwerb wurde das Haus umfassend saniert. Die Sanierungsmaßnahmen wurden u. a. aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ (2014–2017) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (laut Internet 600.000 €), dem Haushalt der Stadt Greifswald (300.000 €) und aus dem Strategiefonds der Landesregierung (2020 zum Start der STRAZE 40.000 €) gefördert. Die STRAZE umfaßt einen historischen Saal nebst Bühne, Räume für Vereine und Initiativen, Werkstätten, Büros, ein Café und Wohnungen. Zur Eröffnung Ende Oktober 2020 wurde das Haus selbstverständlich persönlich durch die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig beehrt. Ein Blick auf die ansäßigen Vereine zeigt dann ein ähnliches Bild wie im Klex. Dazu ein Blick unter Aktuelles zu verweisen zu #unteilbar oder „Greifswald ist bunt“ und schnell wird klar welche Marschrichtung der Verein und das Haus verfolgen.

Neben den Häusern, die von linken Vereinen für Kultur- und Bildungsziele genutzt werden, gibt es aber auch noch Vereine oder Initiativen, die sich mit der Verbreitung und dem Ausbau linker Wohnprojekte beschäftigen. Da wäre zum Beispiel der Verein „Gemeinsinn e.V.“, welcher 2019 das Haus in der Stralsunder Str. 5-6 erworben hat. Aktuell steht die Sanierung vor dem Ende und die ersten Bewohner dürften in Kürze dort einziehen. Zugehörig ist der Verein dem Mietshäuser Syndikat, welches deutschlandweit, aber auch international, selbstorganisierte Hausprojekte berät. Darüber sollen Objekte dem Immobilienmarkt entzogen werden. Auch hier wird die Stoßrichtung schnell klar, wenn man sich die Hintergründe und Protagonisten anschaut. Wer weiterliest, merkt schnell, daß hier unter Floskeln wie wie „solidarisch wohnen“ und „bezahlbarer Wohnraum“ Wohnraum für Gleichgesinnte geschaffen werden soll. Dazu genügt nur ein kurzer Blick auf die bestehenden Objekte des Syndikats.

Ein weiteres Projekt identischer Stoßrichtung, ebenfalls mit Unterstützung des Syndikats, ist das Wohnprojekt GÜTZE 59, welches das Haus in der Straße und der Nummer erwerben und ebenfalls in dem Sinne nutzen möchte. Weitere linke Wohnprojekte befinden sich in der Grimmer Straße oder in der Brinkstraße (Brinke 26) und weitere werden sicherlich folgen.

Die Entwicklung Greifswald von einer Universitätsstadt, die sich selbst zu DDR-Zeiten eine gewisse Freiheit bewahrt hatte, hin zu einer Rot-Grünen-Vorzeigestadt ist jedenfalls mit großer Bitternis zu betrachten. Ohne jede wirkliche Gegenwehr wird die Entwicklung immer weiter getrieben. Auf der anderen Seite sucht man rechte oder konservative Initiativen und Ansätze in Greifswald mit der Lupe oder eher Vergebens. Allenfalls die Burschenschaften können zumindest als kleiner Gegenpol angesehen werden. In den letzten Jahren konnte zum Beispiel die Burschenschaft Markomannia durch vielleicht ein bis zwei Vortragsveranstaltungen im Jahr eine gewissen Gegenöffentlichkeit Vorschub leisten. Auch wenn das in Hinblick auf die Gegenseite marginal ist, zeigt die Gegenwehr in Form der Beschmierungen, Angriffe gegen ihr Haus oder Demonstrationen vor selbigen, daß selbst das den sogenannten Vertretern der Zivilgesellschaft ein Dorn im Auge ist. Leider fehlen daneben weitere Ansätze nahezu völlig. Ein Blick auch in andere Städte wie Halle zeigt selbst nach anfänglichen Erfolgen schnell die Grenzen solcher Projekte. Zu stark und vor allem gewalttätig war die Gegenwehr und zu klein war der Umfang an Beteiligten, so daß sich die Projekte bisher nicht langfristig fortführen ließen. Umso wichtiger erscheint hier eine Vernetzung, die Suche nach geeigneten Objekten und Förderern, um solche metapolitischen Projekte anzugehen und langfristig zu sichern. Mit dem Verein EinProzent gäbe es hier zumindest schon eine sehr gute Möglichkeit der Unterstützung. Das muß dringend ausgebaut werden!

Die „Straze“

Das Wohnprojekt „Brinke 26“

Das Wohnprojekt „Grimmener Straße“

Quellen:

Das „Klex“

Das „Ikuwo“

Kleine Anfrage der AfD zum „Ikuwo“

Erinnerungen an die 90er der Greifswalder Antifa

Das Jugendhaus „Pariser“

Die „Straze

Der „Gemeinsinn e.V.“

Das „Miethäuser Syndikat“

Infofilm „Das ist unser Haus“

Die Finanzierung des Wohnprojektes „Gütze 59“

Die Brinkstraße 16/17