Manfred Kleine-Hartlage gehört zu den wohl scharfsinnigsten und wortgewandtesten Beobachtern der Gegenwart im neurechten Lager. Werke wie „Die liberale Gesellschaft und ihr Ende“ „Warum ich kein Linker mehr bin“, „Ansage“ oder „Konservativenbeschimpfung“ aus dem Hause Antaios weisen ihn als Analysten aus, der Beobachtungen sowohl auf der Ebene des aktiven Zeitgeschehens, als auch auf der der Persönlichkeiten geistreich und mit unterschwelligem Wortwitz miteinander verknüpft und treffende sprachliche Bilder von Gegenwart und Zukunft malt. Darüber hinaus ist er Betreiber des Blogs „Korrektheiten“ und Verfasser einer kurzweiligen, inoffiziellen Harry Potter-Fortsetzung (!), welcher ein Hörgenuss für Freunde der Fantasyreihe ist, die die Beobachtungen des Autors in belletristischem Gewand zu schätzen wissen.
Kleine-Hartlage weist in „Systemfrage“ nach, dass im Zuge der Ära Merkel ein selbstzerstörerischer politischer Stil in der BRD Einzug gehalten hat, der nach und nach tragende Säulen unseres Zusammenlebens zerstört. Dies weist er anhand der zahlreichen Krisen und am Umgang mit ihnen nach, von welchen unser Land unter der „Ewigen Kanzlerin“ gebeutelt wurde. Es folgt eine treffende Analyse des Vorgangs, im Zuge dessen sich Parteien, Medien, Bildungsanstalten und Akteure der „Zivilgesellschaft“ zu einem Konglomerat verbunden haben, das der Autor fortan nur noch „das Kartell“ nennt, da es in wesentlichen gesellschaftlichen und politischen Fragen die selben Ziele verfolgt und die ursprüngliche Gewaltenteilung der Bundesrepublik zunehmend auf informeller Ebene aushebelt.
Das Zusammentreffen eines zunehmend maroden Landes mit einer korrumpierten Elite, die zunehmend zur Unterdrückung echter Opposition neigt, birgt nach Ansicht Kleine-Hartlages das Potential zum Zusammenbrechen der inneren Ordnung. Diese Umbruchszeit sei als Chance für eine grundlegende Reformierung unseres Staates zu begreifen, um ihn zu den alten Grundsätzen der Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, des Meinungspluralismus zurück zu führen.
Der aufmerksame Beobachter der Geschehnisse in unserem Land in den letzten Jahren wird in „Systemfrage“ wenig Überraschendes finden, auch wenn die scharfsinnigen Beobachtungen Kleine-Hartlages zahlreiche Denkanstöße vermitteln. Wie gewohnt sprachlich treffend bündelt er seine zahlreichen Beobachtungen und fügt sie zu einem nüchternen Gesamtbild zusammen, das sowohl Raum für pessimistische, also auch chancenreiche Ausblicke auf die Zukunft lässt. Für 18€ bekommt der Leser ein 240 Seiten starkes Buch geboten, das uns ein nüchternes und realistisches Lagebild unserer Bundesrepublik im 21. Jahrhundert sowie einige Denkanstöße für die Gestaltung der Zeit danach vermittelt.