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Veröffentlicht am 5. März 2021 vom Konflikt-Magazin

Eine rechte politische Bewegung setzt fundamental auf die Loyalität unter Landsleuten. Dies ist ihre Prämisse, und um ihre Bedeutung zu verstehen, muss man sie von den beiden anderen großen politischen Weltanschauungen unterscheiden. Versuch einer Typologie:

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Linke: Herrschaft ohne Loyalität

Wenn die linke Theorie stimmt, kann es eine solche Loyalität nicht geben; sie muss von den Herrschenden ‘konstruiert’ und dem Volk als Lüge verkauft werden. Für die Linke gibt es fundamental nur eine Loyalität unter Angehörigen derselben sozialen Schicht; Klasse ist für sie das Wesentliche des Menschen. Auch die neulinken Bewegungen operieren unter derselben Prämisse. Keineswegs haben sie die Klasse gegen die ethnische Zugehörigkeit, die sexuelle Orientierung oder andere Identitätsmerkmale ‘eingetauscht’, wie ihnen gerne vorgeworfen wird. Tatsächlich hat die politische Linke nur ihren Klassenbegriff ausgeweitet: Sie glaubt, dass bspw. Migranten, Homosexuelle, Frauen etc. auf dieselbe Art und Weise gesellschaftlich ‘gemacht’ werden wie die Spaltung in Kapitalisten und Arbeiter.

Die neuen Identitätskategorien der gegenwärtigen Linken haben die Klasse also nicht ersetzt, sondern sie sind Klassenkategorien. Das Wesentliche der Linken ist nicht der Kampf zwischen Arbeiter und Kapitalist, sondern der Kampf zwischen herrschender und beherrschter Klasse. Insofern ihrer Meinung nach Männer über Frauen, Deutsche über Migranten, Weiße über Schwarze, Hetero- über Homosexuelle etc. etc. herrschen, sind die Fronten geklärt: Männer, Deutsche, Weiße, Heterosexuelle sind die herrschende Klasse; Frauen, Migranten, Schwarze, Homosexuelle sind die beherrschte Klasse. Etwas wie “Loyalität” kann nur als Klassensolidarität innerhalb der jeweiligen Klassen herrschen: Der Zusammenhalt der Herrschenden und der Zusammenhalt der Beherrschten. Eine gesamtgesellschaftliche Loyalität – eine gute, philosophisch begründete Hierarchie – ist stets eine Lüge der Herrschenden.

Damit ist die Linke metapolitisch sehr erfolgreich; Politik im eigentlichen Sinne kann sie jedoch nicht machen. Denn Politik heißt Herrschaft, und Herrschaft erfordert Loyalität. Die politisch erfolgreiche Linken sind daher seit jeher diejenigen, die sich genau entgegen ihrer eigenen Behauptung (eine klassenfreie Gesellschaft zu errichten) verhalten und selbst zur herrschenden Gang werden. Doch weil diesen linken Eliten eine empirische Theorie der Loyalität fehlt, kennen sie kein Maß und schießen regelmäßig über das Ziel hinaus. Die Freund-Feind-Unterscheidung, die keine Grenzen kennt, führt zuletzt dazu, dass sie sich gegenseitig aus dem Weg räumen, bis der Stärkste unter ihnen übrig bleibt. Stalin fasste dies zusammen: “Wir Bolschewiki sind eine eigene Rasse.” Dies sagte er, nachdem er alle anderen Bolschewiki getötet hatte.

Liberale: Loyalität ohne Herrschaft

Die Liberalen teilen in einem grundsätzlichen Punkt das Weltbild der Linken: Gesellschaft soll herrschaftsfrei sein. Im Gegensatz zu den Linken glauben sie jedoch nicht, dass die Gesellschaft erst herrschaftsfrei gemacht werden müsse, sondern sie denken, sie wäre von Anfang an herrschaftsfrei gewesen; der Staat ist für sie daher im Wesentlichen eine Räuberbande, die die Herrschaft auf kriminelle Weise überhaupt erst eingeführt hat. Für sie sind die Menschen von Anfang an freie Individuen, die sich gegenseitig auf Augenhöhe begegnen und ihre Interessen untereinander aushandeln. Den Linken werfen sie vor, diese natürliche Ordnung zerstören zu wollen: Sie würden zwar von Herrschaftsfreiheit reden, aber am Ende nur selbst eine Herrschaft errichten. Damit treffen sie den oben angesprochenen Punkt: Tatsächlich führt linke Politik entweder ins Chaos oder zur unbegrenzten Herrschaft eines Tyrannen.

Doch weil sie Herrschaft nicht als Grundkonstante der Zivilisation begreifen, können sie nicht verstehen, warum das so ist. Für sie kann es nur eine Antwort geben: Die Linken lügen, um an die Herrschaft zu gelangen. Manche Liberale gehen noch einen Schritt weiter: Die Linken sind dumme Schafe, die von ebenso mächtigen wie kriminellen Hintermännern wie Marionetten geführt werden. Als die eigentlich bürgerliche Weltanschauung kann der Liberalismus sich die Herrschaft also nur als Verschwörung vorstellen. Selbst in seiner Hochphase sah er hinter aller Ordnung eine Unsichtbare Hand.

An dieser Stelle muss differenziert werden zwischen einem kleinbürgerlichen und einem großbürgerlichen Liberalismus:

Den Kleinbürger zeichnet in seinem Wesen aus, dass er selbst gerne ein Großbürger wäre, aber einfach nicht aus dem passenden Holz geschnitzt ist: Er ist nicht stark genug, nicht schlau genug, hat keine mächtige Familie und keine guten Kontakte. Aus denselben Gründen kann er auch keine politische Macht erlangen. Daher macht er das, was er am besten kann: Er richtet sich seine eigene kleine Welt ein. Der gewaltaffine Kleinbürger trainiert seine Muskeln, sammelt Waffen und träumt wie Don Quixote davon, eines Tages selbst ein Ritter zu sein. Der eher weiblich veranlagte Kleinbürger bzw. die Kleinbürgerin flüchtet sich in mystische Welten, praktiziert Meditation im Wald und zündet Räucherstäbchen in seiner Mietwohnung. Der kommunikativ veranlagte Kleinbürger schließlich sucht Gleichgesinnte und versucht, ein herrschaftsfreies Netzwerk aufzubauen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie den als unerträgliches Joch empfundenen Staat am liebsten einfach abwerfen und frei sein wollen. Die Maske abziehen, dem Verkehrspolizisten den Mittelfinger zeigen, nicht zur Arbeit gehen: Der kleinbürgerliche Liberale ist Anarchist.

Der mächtige Liberale, der Großbürger, ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Er kennt Macht, er hat Geld und Kontakte, er hat einen Familienstammbaum. Er ist der ideelle Erbe des Adels, und als solchen muss man ihn respektieren. Doch will er zur politischen Macht greifen, verstrickt er sich in einen Widerspruch: Er verspürt den Trieb zur Herrschaft, doch lehnt er die politische Herrschaft (den Staat) ab. Darum macht er das, was er am besten kann: Er macht aus der Not eine Tugend. So kündigt er an, den Staat erobern zu wollen, um die Herrschaft abzuschaffen. Ohne den Faschismus zu begreifen, drängt es ihn zum Faschismus: Er will Macht, er will mit Gewalt eine Herrschaft errichten, aber er will dies tun, um die Gewaltherrschaft der Bolschewisten zu verhindern. In diesen findet er seinen gleichermaßen gefürchteten wie verachteten Endgegner.

Der Faschist und der Bolschewist sind beide vom Willen zur Macht besessen; sie begegnen sich als Raubtiere und brauchen einander. Dies, und nur dies, vereint sie in ihrem Wesen. Doch während der eine die bürgerliche Gesellschaft umstürzen will, um die Macht zu erlangen, will der andere an die Macht gelangen, um die bürgerliche Gesellschaft zu retten. Dafür baut er auf die Loyalität der Bürger; sie müssen sich wie Brüder zum Kampf vereinen. Aus diesem Grund vereint er die Bürger zur Rasse. Am Ende der Zeiten, nach dem “Tag X”, sollen sie als Freie und Gleiche in Frieden und Harmonie leben.

Weil er ein Liberaler ist, kann der Faschist nicht begreifen, dass Herrschaft das Wesen der Zivilisation ausmacht. Er will die Zivilisation gegen die Herrschaft verteidigen, das Leben gegen die Geburt. Doch dafür muss er selbst eine politische Herrschaft errichten, und weil ihm dafür das Fundament fehlt, baut er auf die Loyalität unter Landsmännern, die er zur Rasse verklärt. Daher erscheint er dem begriffslosen Betrachter als Rechter: Er tritt mit rechter Rhetorik auf, spricht von Gott, der Nation und der gerechten Ordnung. Doch er ist kein Rechter, kann nie einer sein. Er ist ein radikaler Liberaler. Die Linken, die sonst sehr wenig erkennen, erkennen dies intuitiv und werden nicht müde, es dem Liberalen vorzuhalten, sobald er wieder zur rechten Rhetorik greift. Doch der Liberale kann und will es nicht begreifen. Der Faschismus ist sein Fiebertraum, die Loyalität unter Bürgern in der Krise.

Rechte: Loyalität und Herrschaft

Die politische Rechte vertritt das Prinzip der europäischen Zivilisation: Sie steht nicht für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern für das Schöne, Gute und Wahre.

Das Universum ist Chaos, Natur ist Gewalt. Doch der europäische Mensch hat dieser Natur unter Anstrengung aller seiner Kräfte das Gute abgerungen. Er musste die Natur beherrschen lernen und darum musste er vor allem lernen, sich selbst zu beherrschen. Diese Herrschaft des europäischen Menschen über die Natur und sich selbst ist die Zivilisation. Sein historischer Name für die Zivilisation ist das Christentum, die gottgewollte Herrschaft des guten Königs. Dies ist das offene Geheimnis der europäischen Geschichte und der Grund, warum der europäische Mensch – und hier vor allem der Deutsche – den unstillbaren Drang verspürt, ein Licht und eine Kraft des Guten in der Welt zu sein.

Dies unterscheidet ihn in seinem Wesen vom Linken: Er verneint nicht das Volk, die Loyalität unter Landsleuten, sondern affirmiert sie als Nation. Er sieht, dass die Nation dem Guten dient, ein Prinzip der europäischen Zivilisation darstellt – er ist Nationalist nicht aus Angst, sondern aus Liebe. Darum tendiert der junge Rechte, im Gegensatz zum Faschisten, dazu, andere Nationen zu idealisieren. Er sieht die Loyalität unter Angehörigen anderer Völker als das, was sie ist: Gefahr und Vorbild zugleich, wie die Natur in Gänze. Er liebt den Frieden – nicht weil er den Krieg fürchtet, sondern weil er ihn kennt. Denn er verkörpert die Zivilisation, den Krieg gegen sich selbst.

Urszene der europäischen Zivilisation: Christus hängt am Kreuz, neben ihm ein Aufrührer und ein Verbrecher. Der Aufrührer verspottet und hasst ihn, weil Christus kein Reich des Friedens geschaffen hat. Der Verbrecher jedoch erkennt ihn als den Gottessohn an. Den Tod müssen alle drei schmecken, doch Christus überwindet den Tod und vergibt dem reuigen Verbrecher.

Kein anderes Bild fasst das Verhältnis von Linken und Liberalen zur Rechten besser. Es ist die Aufgabe der Rechten, die europäische Zivilisation zu retten. Nicht vor einer äußeren Bedrohung, sondern vor ihrem selbstverschuldeten Zerfall.

Quelle: https://konfliktmag.com/loyalitaet-und-herrschaft/