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Markus Krall gehört zu den wohl umstrittensten Figuren im vorpolitischen Raum der BRD. Im links-liberalen Milieu verkörpert er ob seiner marktwirtschaftlichen und freiheitlichen Forderungen wie wohl kaum ein Zweiter den ideologischen Gegner. Soziologie-Koryphähe Andreas Kemper bezeichnete ihn im Qualitätsblatt „Neues Deutschland“ gar als gefährlich, da dieser den Sturz der bundesrepublikanischen Regierung plane.1 Im rechts-konservativen Lager wird das libertäre Wirken des ehemaligen Bankberaters und heutigen Sprechers der Degussa Goldhandel GmbH ebenfalls kritisch betrachtet.

„Freiheit oder Untergang“ greift die im Vorgänger „Die bürgerliche Revolution“ ausgeführten Vorstellungen von einer freiheitlichen Form des Zusammenlebens auf und bündelt sie in einem Verfassungsentwurf – weshalb der Untertitel des Buches etwas irreführend ist.
Das Werk gliedert sich in drei Teile: Zunächst wird der in seinen Augen zwangsläufig nahende Zusammenbruch unseres Wirtschaftsraumes durch eine rapide voranschreitende Inflation aufgegriffen. Deren Ursachen sieht er in der rapiden Ausweitung der Menge an Fiat-Geld und in den zahllosen Staatseingriffen. Dies führt ihn zu einer Verteidigung des Kapitalismus als einziger Wirtschaftsordnung, die Stabilität und Freiheit gewähre. Dies geschieht in einer Abhandlung über die „25 dreistesten Unwahrheiten und Legenden über den Markt“, welche kurzweilig, für viele Leser sicher streitbar und auf jeden Fall lesenswert sind.

Die „fünf Säulen der Freiheit“ als Fundament einer freiheitlichen Verfassung verortet Krall in der Individualität, im Schutz des Eigentums, der Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft, der Religion, sowie Kunst, Kultur und Musik. Diese seien der Garant für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bei der Aufrechterhaltung der von ihm definierten freiheitlichen Ordnung. Letztere ist für den Autoren kein Mittel zum Zweck und keine kulturell bedingte Erscheinung. Vielmehr sieht er die Freiheit als ewigen Antagonisten zur sozialistischen Unfreiheit. Deren Ringen in der Menschheitsgeschichte interpretiert der Katholik Krall als Wirken religiöser Mächte. Ob der Leser dieses Weltbild teilt, oder etwa einen kulturrelativistischen Standpunkt einnimmt, tut dem pragmatischen Aspekt von Kralls Vorschlägen keinen Abbruch.

Der eigentliche Verfassungsentwurf nimmt lediglich 23 Seiten des Buches in Anspruch. Man setzt auf Subsidiarität, strikte Begrenzung des Zugangs zu politischen Ämtern, Beschränkungen der Befugnisse zur öffentlichen Investition und größtmögliche Freiheit im privaten Bereich und beim Umgang mit dem eigenen Hab und Gut. Interessanterweise schlägt Krall die Einführung eines Wahlmonarchen auf Lebenszeit vor, dessen Aufgabe es sei, mit einem Vetorecht für alle Gesetze über die Einhaltung der freiheitlichen Ordnung zu wachen.

Der umtriebige Libertäre wartet für Kenner seines Vorgängerwerkes mit wenigen Überraschungen auf. Dennoch birgt „Freiheit oder Untergang“ zahlreiche diskussionswürdige Vorschläge. Da das Widerstandsmilieu an konkreten Ansätzen für eine alternative Form des Zusammenlebens als Alternative zur Gegenwärtigen relativ arm ist, ist „Freiheit oder Untergang“ definitiv ein Zugewinn für fruchtbare Auseinandersetzungen im vorpolitischen Raum.

1https://www.nd-aktuell.de/artikel/1137068.degussa-goldhandel-vorbereitung-auf-die-konterrevolution.html