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„Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“. Dieses Zitat aus dem Jahre 1838 wird Amschel Meyer Rothschild zugeschrieben. Historische Exaktheit ist an dieser Stelle nicht von Belang, wird doch der leidige Umstand auf den Punkt gebracht, der seit dem 19. Jahrhundert nichts von seiner Gültigkeit verloren hat: Werden und Vergehen einer Nation sind eng mit dem Geldsystem verknüpft. Die Art der Geldschöpfung ist ein entscheidender Faktor beim Wohlstandswachstum und die Kontrolle über die Geldströme ist der Schlüssel zur Kontrolle von Parteien, Bewegungen und Bürgern.

Im Kampf für die Freiheit stehen auch in monetärer Hinsicht die Zeichen alles andere als günstig: Die EZB – ursprünglich als politisch unabhängige Institution zur Hüterin über eine von vornherein problematische Währung konzipiert – lässt derzeit die Druckerpressen glühen. Ziel ist es, den längst überfälligen Zusammenbruch hoch verschuldeter Pleitestaaten hinauszuzögern. Wer weiß, was man unter einer Inflation versteht, wird auch erkennen, dass sich das Aufblähen der Geldmenge bei weitgehendem Stillstand der Wirtschaft früher oder später in einen Bumerang verwandeln muss. Die Verantwortlichen spielen derzeit „Schwarzer Peter“ und hoffen, dass jemand anderes an vorderster Fronst steht, wenn der Schwindel von der „Schwarzen Null“, vom „Exportweltmeister“, von den sicheren Renten und vom stabilen „Haus Europa“ krachend in sich zusammenstürzt.

Längst ist der zentral verwaltete Digitaleuro keine Verschwörungstheorie mehr. Die Flucht ins Bargeld und die Anonymität von Geschäftsbeziehungen werden dann endgültig der Geschichte angehören und Transaktionen könnten je nach Belieben der Mächtigen limitiert und unterbunden, Guthaben per Knopfdruck vermehrt oder gelöscht werden.

Noch ist der mündige Bürger dieser Entwicklung nicht gänzlich schutzlos ausgeliefert. Hier soll auf eine hypothetische Möglichkeit hingewiesen werden, sich dem monetären Zugriff der Zentralmacht zumindest teilweise zu entziehen und gleichzeitig einen Beitrag zur Regionalisierung und Festigung lokaler Gemeinden zu leisten. Es gibt ausgefeiltere Konzepte von kundigeren Fachleuten. Wichtig ist jedoch, rechtzeitig geistige wie physische Schritte zu unternehmen, um nicht nur ohnmächtig die Entwicklung passiv zu verfolgen und bestenfalls zahnlose Protestaktionen zu starten, sondern sich – so gut es eben geht – zu wappnen.

Dass unser derzeitiges Geld keinen eigenständigen Wert besitzt, sondern dessen Funktionalität vom Zwang des Staates sowie dem Glauben der Bürger daran abhängt, gehört mittlerweile im Widerstandsmilieu zum Allgemeinwissen. Ebenso bekannt ist der Umstand, dass dies nicht immer so war. So gab es in der Geschichte das Bimetall-System, in dem Gold- und Silbermünzen als gängiges Zahlungsmittel in Umlauf waren. Abgelöst wurde es durch den Goldstandard. Banknoten fungierten hier als Schuldschein für eine fest definierte Menge an Gold, die jederzeit hätte eingefordert werden können.

Hier knüpft unsere Erzählung an. Die Grundvoraussetzungen hierfür sind denkbar einfach. Edelmetalle sind auf dem Markt in verschiedenster Stückelung frei verkäuflich. Sie dienen als Wertspeicher für Anleger, die die Auswirkungen einer Wirtschaftskrise fürchten. Diese Funktion erfüllen sie, weil Edelmetalle wie Gold und Silber seit Menschengedenken als wertvoll angesehen werden. Das unterscheidet sie vom „Papiergeld“, das aufgrund politischer Ereignisse schlagartig entwertet werden kann. Im technischen Zeitalter finden sich neben der Schmuckherstellung auch Verwendungen im Bereich der Technik. Silber etwa verfügt unter allen Metallen über die beste elektrische Leitfähigkeit. Dies und die Tatsache, dass die abbaubaren Edelmetalle endlich und immer schwerer erreichbar sind, führt trotz der üblichen Schwankungen zu einer konstanten Wertsteigerung. Deshalb eignen sich Edelmetalle langfristig auch als krisenfeste Anlagemöglichkeit.1

Daran anknüpfend kam uns vor Kurzem eine inspirierende Erzählung zu Ohren, die wir dem Leser nicht vorenthalten wollen:

Vor langer Zeit nutzte eine Gemeinde im längst verschollenen Königreich Almanistan die beschriebenen Möglichkeiten, sich selbständig den Wertanker für eine Lokalwährung zu schaffen. Voraussetzung war ein Netzwerk aus vorausschauenden und engagierten Akteuren, die sich an dem Projekt beteiligten. Einigen fiel die Rolle derjenigen zu, die auf dem Markt Gold und Silber erwarben. Dieses wurde dadurch lokal in den Kreislauf gebracht, dass sie Güter kauften, die von den übrigen Teilnehmern des Netzwerkes produziert wurden. Gehörte beispielsweise ein Gärtner, Tischler, Nachhilfelehrer oder Wohnungsbesitzer zum Netzwerk, wurden diese für ihre Waren und Dienstleistungen mit Edelmetallen anstelle des königlichen Geldes bezahlt.

Verwaltungsangestellter Alfredo kaufte von seinem Gehalt bei der königlichen Verwaltung regelmäßig Silber- und Goldmünzen. Benötigte er einen neuen Schreibtisch, benutzte er diese, um Tischler Bruno für seine Arbeit zu bezahlen. Außerdem ging er regelmäßig zu seiner Freundin Clara. Clara begeisterte sich für die Gärtnerei und verschenkte gern ihr Gemüse an Bekannte. Alfredo revanchierte sich für den Gefallen, indem er ihr hin und wieder eine Silbermünze schenkte. Da Nachbar Dagobert sich gern an dem Anblick von Edelmetall erfreute, bekam er die Münzen geschenkt. Dafür durfte Clara seinen Schuppen für ihre Gartengeräte benutzen.

Als der weise König Otto starb, gelangte sein Bruder Angelo an die Macht. Er war nicht gütig, sondern gierig und grausam und versuchte, seine Untertanen zu kontrollieren und auszubeuten. Stück für Stück kehrten Trauer und Zwietracht in Almanistan ein. Die Bauern verarmten ob der steigenden Abgabenlast. Nur einer kleinen Elite und ihren Schergen kamen die geraubten Güter zugute. Mit der Zeit wurden jedoch auch die immer weniger, da Bauern und Handwerker das Reich verließen. So kam es, dass das einst stolze Almanistan zerfiel. Oppositionelle Stimmen wurden mundtot gemacht. Man bediente sich neben der Gewalt und Diffamierung auch eines weiteren perfiden Mittels: Wer als Feind des Königs galt, wurde vom Marktplatz ausgeschlossen und durfte keine Lebensmittel mehr erwerben. Viele starben, andere beugten sich dem Diktat König Angelos.

Das Netz tauschfreudiger Freunde konnte diese Zeit jedoch relativ gut überstehen. Sie waren nicht auf die Gunst des Tyrannen angewiesen, vielmehr betrieben sie weiterhin ihren regen Tauschhandel. Mit der Zeit wurden immer mehr Freigeister Opfer der Verbannung vom Marktplatz. Diese schlossen sich unseren Freunden an, sodass nach und nach ein florierender Markt entstand, der frei war von der drückenden Abgabenlast und zu dem jeder Feind Angelos Zugang fand, um diese schweren Zeiten zu überstehen. Nach dem Niedergang Almanistans wurde hier der Samen für eine neue Gemeinschaft gelegt, in der die Bürger des neuen Reiches in Freiheit leben konnten.

So sehr das traurige Schicksal Almanistans auch den Leser bewegen mag, gilt es hier hauptsächlich, das rege Treiben besagter Freunde dahingehend zu analysieren, welche Vorteile und Probleme dieses mit sich brachte.

Vorteile

  • Es ist anzunehmen, dass der Tauschhandel unserer Freunde die lokalen, inoffiziellen Wirtschaftskreisläufe gestärkt hat. Fuhrunternehmen mussten die Waren nicht quer durch das Reich transportieren. Ein höherer Frischegrad der gehandelten Lebensmittel sowie Schonung von Ressourcen an Futtermitteln für die Maultiere dürften die Folge gewesen sein.
  • Es ist davon auszugehen, dass durch den Tauschhandel ein Netz an belastbaren Beziehungen entstanden ist, also keine Gemeinschaft, die lediglich auf abstrakten Werten beruhte. In den Zeiten der Not war dies sicher eine gute Basis echter Solidarität und Identitätsbildung.
  • Sollte es dem König eingefallen sein, das Geld seines Reiches durch Inflation zu mehren und dadurch abzuwerten, wäre der Wert des in Umlauf gebrachten Metalls davon nicht direkt betroffen gewesen. Wahrscheinlich stieg sogar die Nachfrage nach den Edelmetallen, sodass es zu einer deutlichen Wertsteigerung kam.
  • Es ist davon auszugehen, dass der König auf jeden offiziellen Handel hohe Steuern erhoben hat, um seine Unrechtsherrschaft zu finanzieren. Diese Steuern wurden im Fall unserer Freunde nicht erhoben, die entrichtete Summe kam 1:1 den Produzenten zugute.
  • Unsere Freunde konnten sich durch ihren Tauschhandel von der Repression des Königs emanzipieren und waren nicht mehr auf den königlichen Marktplatz angewiesen, um zu überleben.
  • Sollten einige der Produzenten im beschriebenen Netzwerk einkommensschwach gewesen sein, so konnten sie sich mit ihrer Arbeitskraft Rücklagen in Form von Gold und Silber anlegen, die nicht unmittelbar aus den offiziellen Wirtschaftskreisläufen stammten. Zwar geschah dies möglicherweise zulasten des Einkommens in der offiziellen Währung. Aufgrund der starken Inflation, massiver Besteuerung und des allgemeinen Vertrauensverlustes in die Stabilität der Währung waren jedoch langfristig diejenigen im Vorteil, die sich Rücklagen in Edelmetall angelegt hatten.

Nachteile

  • Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es ist davon auszugehen, dass der Freundeskreis überschaubar blieb. Viele Menschen verschließen ihre Augen vor den Entwicklungen, die sich am Horizont abzeichnen und reagieren erst dann, wenn es zu spät ist. Mit der Menge der Beteiligten sinkt und fällt auch die Menge an Edelmetall, sowie die der angebotenen Waren und Dienstleistungen.
  • Wir haben keine Ahnung davon, unter welchen Bedingungen der Ankauf von Edelmetallen in Almanistan möglich war. Sollten die Bedingungen mit den heutigen vergleichbar sein, wäre es so, dass Goldkäufe über 2000 Reichsmark der Regierung gemeldet worden wären. In Zeiten der Not wäre ein großer Goldbestand nicht vor dem Zugriff des Tyrannen geschützt. Der Vorteil eines kleineren Kaufs hätte darin gelegen, dass er anonym getätigt und von der Mehrwertsteuer befreit gewesen wäre.
    Der Kauf von Silber hätte die Entrichtung der vollen Mehrwertsteuer erfordert. Ausgenommen davon wären importierte Münzen gewesen. Dennoch ist die Abweichung vom reinen Marktpreis größer als bei Gold. Ein weiterer Vorteil wäre die einfachere Stückelung von Silber gewesen, die den Tauschhandel vereinfacht haben dürfte.
  • Eine tyrannische Regierung, die sich nicht am Wohl der Bürger orientiert, mag in dem freundschaftlichen Austausch unserer Freunde Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung wittern.

Hier endet die Erzählung aus Almanistan. Wir hoffen, dass der geneigte Leser Freude daran hatte und betrachtet sie als spannendes Gedankenexperiment ohne Bezug zu unserer Gegenwart. Aus dem letztgenannten Nachteil – dem möglichen Vorwurf von Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung – empfehlen wir auf gar keinen Fall, dem Beispiel der Almanistaner zu folgen und ähnliche Projekte anzustoßen. Darüber hinaus würden wir jedem davon abraten, derartig aufrührerische Gedanken weiter zu verbreiten. Dafür besteht auch keinerlei Veranlassung, denn glücklicherweise leben wir im freiesten Land, das es auf deutschem Boden je gab.

1Obwohl das Gesagte prinzipiell auch für Edelmetalle wie Platin und Palladium gilt, werden im Folgenden der Einfachheit halber lediglich Gold und Silber als Optionen berücksichtigt.