Von Gastautorin Rita Rumpelstilz *)
(Dieser Artikel erschien zuerst am 19.12.2020 auf www.conservo.wordpress.com)
Der samstägliche Kunst-, Kultur- und Genussmarkt („100% Menschenwürde – gegen Rassismus“) der guten Menschen auf dem Wilhelmsplatz der Weststadt wurde verboten.
Es gibt noch Gerechtigkeit auf dieser Welt. Und so erfahren endlich auch die im Elysium lebenden Heidelberger Weststädter den willkürlichen Coronaterror am eigenen Leib.
Bislang wurden die Klagen der im realen Leben arbeitenden Mittelständler über coronabedingte Geschäftsschließungen stets weggewischt und ihre Verluste mit einem überteuerten Croissant zu 2,50 € (ganz frisch aus Frankreich und sooo lecker!!!) weggeschmatzt: „Du kriegst doch Überbrückungsgeld.“ So sprechen Menschen, die nicht einmal ahnen, wie lange ein normaler Arbeiter für ein solches Croissant, individuell in Kästchen platzierte Tomaten oder mit Blattgold abgewogene Spinatblätter arbeiten müssen.
Doch wie sollte es auch anders sein bei Menschen, die mit einem goldenen Löffel im Allerwertesten geboren wurden und Zeit ihres Lebens penibelst darauf achten, ihn niemals mit niederer Arbeit zu beschmutzen.
Trotzdem wurden nun die Grünen und Linken auf dem „mit Abstand schönsten Markt in Heidelberg“, auf dem sie sich jeden Samstag in ihren Weltrettungsphantasien wie die Säue im Schlamm suhlten, von ihrer eigenen Verbotskultur eingeholt.
Das ist ein Schock für die Mädels und Jungs der sanften Sprache, die meinten, qua Dauerrevoluzzertum, Rastalocken, Patschulimuff, ausgeleierter Jeans und cooler Fäkalsprache bis ins hohe Alter über dem Gesetz zu stehen, während sie fleißig im Geheimen Eigentumswohnungen mit dem Erbe der Umweltsau-Oma kaufen oder schmarotzend von EU-Geldern für sinnfreie Projekte wie „Kochen mit Flüchtlingen“ leben, um gerade so ein Dolce Vita unterhalb der Steuerpflicht führen zu können.
Vorbei das samstägliche, dumme Rumgelungere und Gelabere zur Seenotrettung, während zugleich die Errichtung eines Asylheims auf dem „Willi“ mit Zähnen und Klauen bekämpft wird.
Vorbei das betont lässige, barfüßige Rumfläzen, während man stümperhaft zusammengeflickte Batiktücher und mit Graten übersäte Holzspielsachen zu Mondpreisen feilbietet.
Vorbei das tränenreiche, mehrstündige Geheule, weil sich der Flügel nicht in die neue Altbauwohnung transportieren läßt.
Vorbei auch ideologisch wertvolle Gespräche in lichten Höhen zu veganer Ernährung und schwerste Entscheidungen, wie „Esse ich das überteuerte Sägemehl-Ökobrötchen trotz eines millionstel Gramms an verwerflichem, tierischem Bienenhonig, oder nicht?“
Blieben bei so manchem erleuchteten Asket die Augen beim Berliner Breitscheidtplatz trocken wie arabischer Wüstensand, so werden nun in der elterlich finanzierten Eigentumswohnung ob des Entzugs dieser essentiellen, philosophischen Tischgespräche bittere Tränen fließen.
Auch die „supernetten“, herzlichen Alibi-Ausländer und ihre nutzlosen Flechtarbeiten sind nicht mehr verfügbar, um anderen Stadtteilen anhand dieser leuchtenden Integrationsbeispiele frisch eingewanderte Überschußsöhne aus Afrika unterzujubeln.
Nein – jetzt ist erst mal Schluß mit der heilen Bastelwelt auf dem Wilhelmsplatz.
Nun ist der Zeitpunkt für die Betreiber des Heidelberger Bürgerbegehrens gekommen, wahre Größe zu zeigen. Die solidarischen Aktivisten sind gegen die Isolation Schutzsuchender in einem Ankunftszentrum auf den „Wolfsgärten“ neben der Autobahn, wollen aber auch im eigenen Stadtteil nicht ein Quadratjota für Flüchtlingswohnungen hergeben. Der Volksmund nennt so etwas: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“
Um also trocken zu bleiben und wenigstens „gut“ zu wirken (da das „gut sein“ zu viele persönliche Einschränkungen mit sich brächte), sollen die „Geflüchteten“ im neuen Stadtteil „Patrick-Henry-Village“ in ausreichender Entfernung von der nachhaltigen Weststadtidylle „ankommen“.
Die typische, watteweiche, verlogene Sprache egoistischer Stalinisten auf der Webseite des Bürgerbegehrens rechtfertigt diese Idee wie folgt: „Was ist in dieser Hinsicht interessanter und spannender, als in einem neuen Stadtteil, in den alle neu einziehen und aufeinander zugehen, das Ankunftszentrum für Flüchtlinge einzubinden?“
Ich finde – und denke, dies stößt auch bei den Schutzsuchenden auf lebhafte Zustimmung – dass gerade ein Ankunftszentrum mitten auf dem „Willi“ – dem Herzstück des Elysiums – sogar um ein Vielfaches noch „interessanter und spannender“ wäre.
Die Schutzsuchenden würden ein Ankunftszentrum auf dem Wilhelmsplatz bestimmt gerne mit umfassender folkloristischer „Einbindung“ in ihre Kultur vergelten, der die Weststädter sich nicht werden entziehen können, denn der Kunst-, Kultur- und Genussmarkt nimmt schließlich „100% Menschenwürde – gegen Rassismus“ für sich in Anspruch.
Daher: Abstimmung FÜR den Wilhelmsplatz als Bauplatz für ein neues Ankunftszentrum!
*) Getreu ihrem Namen nimmt Rita Rumpelstilz kein Blatt vor dem Mund. Rhetorische Vorbilder für ihre Polemiken sind die begnadete Claudia Roth, Anton Hofreiter und Annegret Kramp-Karrenbauer.